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§;Qualitätssicherung und Wunddokumentation
- Dient eine Wunddokumentation nur
der juristischen Absicherung oder hat sie für den Patienten auch einen
therapeutischen Nutzen? -
Vordiplomarbeit
am Fachbereich Pflege & Gesundheit
der Fachhochschule Fulda
gemäß der genehmigten Prüfungsordnung
vom 15.1.1997 in der Fassung vom
29.4.1998
vorgelegt von
Florian Wilken
aus Fulda
Referentin: Prof. Dr. S. Vespermann
Koreferent: Prof. Dr. J.J. Keogh
Fulda, den 7. Januar 1999
INHALTSVERZEICHNIS
Teil A Die Literatur
3. Die Wunddokumentation im Rahmen der Pflege-
und Behandlungsdokumentation
3.1 Gesetzliche Grundlagen
der Pflegedokumentation und der Qualitätssicherung
3.2 Ziele und Merkmale der
Qualitätssicherung
3.3. Warum sollte eine Wunddokumentation
geführt werden?
3.4 Material und Methoden der Wunddokumentation
4. Juristische Aspekte der Wunddokumentation
Teil B Der Fragebogen
Teil C Zusammenfassung
6. Abschlußbetrachtung
ANHANG
- GLOSSAR
- Fragebogen PFLEGE
- Fragebogen ÄRZTE
1. Einleitung
Das Thema Wunddokumentation ist mir zum ersten Mal richtig bewußt
geworden auf einer Fortbildung der Paul Hartmann AG. Ein Dozent
referierte zu diesem Thema sehr ausführlich und beeindruckend. Dort
erst habe ich gemerkt, wie wichtig dieses Thema eigentlich ist.
In einem Krankenhaus in Schleswig-Holstein bin ich viele Jahre nebenbei
im Nachtdienst auf allen Stationen des Hauses tätig gewesen. Dabei
kam es häufig vor, daß nachts ein Verband erneuert werden mußte.
Meistens fehlte in den Unterlagen ein Hinweis, wie der Verbandwechsel vorzunehmen
war oder wie der Zustand der Wunde beim letzten Verbandwechsel gewesen
ist. Eine separate Wunddokumentation hätte mir meine Arbeit sicherlich
vereinfacht und sie auch sicherer gemacht.
Desweiteren arbeite ich nebenbei in der ambulanten Pflege. Dort ist zwar ein separates Wundprotokoll vorhanden, jedoch wird lediglich bei Behandlungsbeginn die Wunde dokumentiert. Bei allen nachfolgenden Einsätzen wird nur noch die Durchführung der Tätigkeit vermerkt. Eine regelmäßige Verlaufsdokumentation / Verlaufsbeurteilung findet höchst selten statt.
Bei beiden Beschäftigungen bin ich stark auf die Angaben des Patienten zur Durchführung des Verbandwechsels und zur Verlaufsbeurteilung angewiesen. Als Aushilfe sieht man den Patienten nicht regelmäßig, und ist daher auf schriftliche Dokumentation bzw. auf die Angaben des Patienten sehr angewiesen.
Das alles war für mich der Grund, das Thema Wunddokumentation einmal
näher zu untersuchen.
Als Fragestellung ergab sich für mich:
Durch den vorgegebenen zeitlichen Rahmen und den Maximalumfang der Vordiplomarbeit ist die Umfrage nicht repräsentativ. Die Fragebogenaktion bietet also nur einen kleinen Einblick in die Situation in der Praxis. Aber durch meine Auswahl der Befragungsteilnehmer aus fast allen Bereichen der Pflege und sowohl Ärzten am Krankenhaus als auch niedergelassenen Ärzten, ist das Kontingent der Befragten breit gemischt.
Die Literaturrecherche soll durch die Umfrage ergänzt werden und
nach der Theorie zeigen, wie die Praxis (zumindest ansatzweise) aussieht.
Teil A Die Literatur
3.1 Gesetzliche Grundlagen der Pflegedokumentation und der Qualitätssicherung
Die gesetzlichen Grundlagen zur Pflegedokumentation bzw. Qualitätssicherung im Gesundheitswesen wurden 1989 mit dem § 137 SGB V und 1996 mit dem § 80 SGB XI festgelegt.
Diese Regelungen sehen ein Zusammenwirken der Selbstverwaltungspartner in unterschiedlicher Weise vor. Sie haben den Auftrag, Rahmenempfehlungen, Verträge und Richtlinien zur Qualitätssicherung für einzelne Leistungssektoren zu vereinbaren. Die Vereinbarungen geben der Qualitätssicherung einen organisatorischen und zum Teil auch inhaltlichen Rahmen. Diesen konkret auszufüllen, also Qualitätssicherung sinnvoll zu praktizieren, wird darüber hinaus jedoch eine permanente Zukunftsaufgabe aller Leistungserbringer bleiben.
3.2 Ziele und Merkmale der Qualitätssicherung
Ziel der gesetzlichen Regelungen ist es, durch geeignete Qualitätssicherungsmaßnahmen einen für alle Patienten gleichmäßig hohen medizinischen Leistungsstandard jeweils im ambulanten und stationären Versorgungsbereich zu gewährleisten.
Gegenstand dieser Maßnahmen sind neben der Einführung eines
Prozesses der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung gezielte Verfahren
zum Vergleich sowie zur Bewertung und Kontrolle der diagnostischen und
therapeutischen Behandlung, ihrer Ergebnisse und der damit verbundenen
organisatorischen Abläufe.Pflegedokumentation und somit auch Wunddokumentation
sind ein rechtsgestaltendes Element, denn Mängel bzw. Lücken
in der Dokumentation können haftungsrechtliche Folgen haben.
( vgl. Übersicht über d. Sozialrecht)
Warum soll man sich eigentlich die "Mühe" machen und eine Wunddokumentation führen? Dafür gibt es eine ganze Reihe guter Argumente, und die nachfolgenden Zitate belegen das recht stichhaltig.
"Nicht nur die Rechtsprechung erfordert eine gezielte und systematische Dokumentation des pflegerisch notwendigen Vorgehens, sondern auch die alltägliche Pflegesituation kommt ohne sie nicht mehr aus, wenn sie qualifiziert und effektiv sein soll."(Bienstein 1997: S. 250)
Die Zufriedenheit des Patienten ist ein wichtiges Kriterium in der Wundbehandlung. Parallel dazu kann durch eine Wunddokumentation auch die Arbeitszufriedenheit des Pflegepersonals verbessert werden. Anhand der Dokumentation kann sich die nachfolgende Pflegeperson schon im Voraus einen Eindruck über den aktuellen Wundzustand verschaffen und einen evtl. anstehenden Verbandswechsel effektiv vorbereiten und durchführen. (vgl. Bonkowski 1997)
"Durch die Komplexität der Erkrankungen und die oft zu lange Behandlungsdauer und Pflege kann eine unübersichtliche Datenlage bzw. eine lückenhafte Dokumentation entstehen. Für die aktuelle Therapieentscheidung ist die Kenntnis der vorausgegangenen Behandlung jedoch wichtig, und nur durch eine exakte Pflegedokumentation kann der Krankheitsverlauf sorgfältig analysiert werden."(X2 1998:S. 327)
"Das sorgfältige und nachvollziehbare Führen der Dokumentation erleichtert allen Beteiligten der Wundversorgung, sich jederzeit ein Bild über die gesamte Wundtherapie machen zu können. Damit kann auch eine zuverlässige Informationskette zwischen stationärer und ambulanter Versorgung hergestellt werden(....). Sorgfältige Planung und konsequente Durchführung der eingeschlagenen Maßnahmen, sowie eine nachvollziehbare Dokumentation über den Heilungsverlauf sind die Eckpfeiler einer modernen Wundtherapie "(Assenheimer 1998: S. 70/71)
"Für die Evaluierung verschiedener Wundbehandlungsschemata ist eine solide Dokumentation des Heilverlaufes unabdingbar. Diese wird bewerkstelligt durch eine Protokollführung mittels detaillierter Verlaufsbögen, eine entsprechende, regelmäßige Vermessung der Wundausdehnung(...), eine standardisierte Photodokumentation und schließlich die professionelle Auswertung durch EDV."(Wassel 1998: S. 32)
"Eine Wundtherapie zeigt nur Erfolge, wenn sie konsequent durchgeführt wird. (...)Die Kontinuität der Wundheilung ist jedoch nur gewährleistet, wenn alle Akteure aktiv in das Vorgehen miteinbezogen, d.h. über die Art der Therapie und die angeordneten Maßnahmen informiert werden. Im Sinne eines Qualitätsmanagements empfiehlt es sich, ein (...)Wundprotokoll zu führen. Damit können alle Maßnahmen und Beobachtungen hinsichtlich des Wundzustands erfaßt und an die Beteiligten weitergegeben werden."(X1 1998: S. 76)
"Bei Visiten brauchten zumeist die Verbände nicht mehr geöffnet zu werden, da sich der Arzt anhand der lückenlosen Dokumentation ein klares Bild über den Heilungsverlauf machen kann.(...)Auch für sie [die Patienten] ergeben sich bedeutende Vorteile wie durch die selteneren Verbandswechsel, die teilweise geringere Schmerzbelastung, die ungestörte Nachtruhe, die raschere Wundheilung und schnellere Mobilisation und damit kürzere Verweildauer."(Trombetta 1997: S. 300/301)
"Denn ein gutes Therapiekonzept setzt eine sichere Beurteilung und Einschätzung der Wundgegebenheiten sowie der Wechselbeziehungen zu dem betroffenen Organismus voraus, was wiederum eine kontinuierliche, übersichtliche, vollständige und vor allem zeitnahe und präzise durchgeführte Wunddokumentation erforderlich macht."(Lang 1997: S.28)
Im folgenden zeige ich die verschiedenen Methoden der Wunddokumentation und die dazu notwendigen Mittel.
Eine Wunddokumentation muß möglichst einfach, knapp, präzise und übersichtlich sein. Jede damit arbeitende Person muß damit zurecht kommen können. "Eine nicht eingeweihte Person muß in der Lage sein, sich aus den Aufzeichnungen in kurzer Zeit ein Bild über den aktuellen Stand und Verlauf der Therapie zu machen."(Ellermann 1998: S. 53)
Auch aus meiner Umfrage ergibt sich ein ähnliches Anforderungsprofil. Einer der befragten Ärzte äußerte, "Art und Weise muß jedoch ?angemessen’ sein, d.h. nicht zu großer organisatorischer/schriftlicher Aufwand." Eine Wunddokumentation sollte zeitnah erfolgen, konkret und nachvollziehbar sein. Außerdem muß sie durch ein Handzeichen eindeutig zuzuordnen sein.
Ein weiterer Aspekt für die Gewährleistung der Art und Weise und Kontinuität der Wunddokumentation ist, "daß aus Qualitätsgründen nur entsprechend motivierte Mitarbeiter für die Dokumentation infrage" kommen.(Trombetta 1997: S. 300)
Zur Wunddokumentation stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Als die am häufigsten verbreitete und eigentlich rechtlich vorgeschriebene
Form ist die schriftliche Dokumentation zu nennen.(vgl. BGH NJW
1986, S.2365ff.)
Daneben gibt es noch die ebenfalls weit verbreitete fotografische
Dokumentation, die Foliendokumentation, die EDV-gestützte
zweidimensionale und auch dreidimensionale Vermessung der Wunde (Planimetrie),
die manuelle Tiefenvermessung der Wundtaschen (Ulmer Meßsonde),
das Auslitern der Wunde zur Volumenbestimmung.
Viele dieser Methoden können miteinander kombiniert angewendet
werden.
Egal, welche Form benutzt wird, es empfiehlt sich zur Wunddokumentation immer ein separater Bogen. Andernfalls leiden die Übersichtlichkeit, die Einfachheit und die schnelle Erfaßbarkeit.
Im nächsten Abschnitt werden kurz die Prinzipien der einzelnen Methoden vorgestellt:
- die Wundgröße - in Form von Flächen - oder Volumenmaß
- der Schweregrad der Wunde - z.B. bei Dekubitus eine Gradeinteilung
- der Infektionsstatus der Wunde
- die Wundmorphologie bzw. das Heilungsstadium - (Granulation / Epithelisierung)
- die lokal geplante/durchgeführte Therapie
Aber: die bildgebende Dokumentationsform ist immer nur als Ergänzung
gedacht!
Auf diese Weise läßt sich eine Größenänderung
der Wunde leicht feststellen.
Diese Art der Dokumentation ist z.Zt. nur in speziellen Situationen
und speziellen Einrichtungen praktikabel.
4. Juristische Aspekte der Wunddokumentation
"Aus Gerichtsurteilen ist abzuleiten, daß fehlende Dokumentation ein Indiz für mangelhafte Pflege ist und nicht dokumentierte Pflegemaßnahmen als nicht durchgeführt gelten."(Galow 1997: S.14) "Eine angemessene Dokumentation des Therapiegeschehens und damit der Nachweis einer den aktuellen Standards entsprechenden ärztlichen und pflegerischen Versorgung ist vom Bundesgerichtshof (BGH) zur Pflicht erklärt worden. Die Dokumentation (...) stellt im Fall eines gerichtlichen Verfahrens auch einen Schutz vor ungerechtfertigten Forderungen dar." (Ellermann 1998: S.52)
Patienten können erwarten, das ihre Behandlung sorgfältigst und nach allen Regeln der (ärztlichen/pflegerischen) Kunst durchgeführt wird.
Erleiden sie dennoch Schaden, so werden sie Ansprüche gegenüber der behandelnden Institution geltend machen. Dabei spielen dann weniger strafrechtliche Aspekte eine Rolle, sondern der Patient wird vielmehr versuchen, auf zivilrechtlichem Wege Schadenersatz zu fordern.
"Liegen (...) z.B. gravierende organisatorische Mängel wie eine unvollständig geführte Dokumentation vor, kommt es zur Beweiserleichterung bis hin zur Beweislastumkehr."(Ellermann 1998: S. 52) Das heißt dann, daß im ungünstigsten Fall nicht der Patient beweisen muß, fehlerhaft behandelt worden zu sein, sondern der Arzt/Pfleger beweisen muß, daß die Heilbehandlung einwandfrei geplant und sicher durchgeführt worden ist.
"In der gerichtlichen Praxis gilt was in ausreichender Form dokumentiert
wurde auch als durchgeführt."(Ellermann 1998: S. 52)
Teil B Der Fragebogen
5.1 Allgemeines
Der von mir entworfene Fragebogen wurde sowohl an Pflegeeinrichtungen als auch an Ärzte verteilt. Für die Pflegeeinrichtungen enthält der Fragebogen zehn Fragen, für die Ärzte enthält er sechs Fragen.
Die Pflegeeinrichtungen sind in drei Bereiche aufgeteilt worden: es wurden ambulante Pflegedienste, Altenpflegeheime und Krankenhäuser befragt; die Ärzteschaft habe ich unterteilt in Klinikärzte und niedergelassene Ärzte.
Das Ziel der Befragung war, die Handhabe der Wunddokumentation in der täglichen Praxis darzustellen. Da sie eigentlich ein Bestandteil der Pflegedokumentation ist, habe ich den Schwerpunkt der Befragung bei den Pflegeinstitutionen gesetzt. Aber auch der behandelnde Arzt sollte in seiner Behandlungs-/Verlaufsdokumentation etwaige Wunden dokumentieren. Und im Idealfall treten (zumindest im Krankenhaus) Arzt und Pflegekraft gemeinsam als "Therapeutisches Team" bei der Wundbehandlung auf.
Ein Problem bei meiner Untersuchung war für mich der Nachweis eines besseren Heilungsverlaufs bzw. des Therapieeffektes. Dazu wäre dann eine klinische Studie größeren Ausmaßes durchzuführen gewesen, die angesichts der kurzen Bearbeitungszeit und des vorgegebenen Umfanges der Vordiplomarbeit zu aufwendig ist.
Als Kompromiß sah ich es an, die Befragung auf die Ärzteschaft auszudehnen, um so vielleicht an objektivere Ergebnisse bezüglich des Therapieeffektes zu gelangen.
Auch die rechtliche Seite wird von Ärzten anders wahrgenommen als von Pflegekräften. Im Alltag sind es häufiger Ärzte, die für Behandlungsfehler rechtlich belangt werden.
Und letztendlich trägt der behandelnde Arzt die Verantwortung für
die Wundbehandlung. Ihm obliegt die Therapieanordnung, den Pflegekräften
die Durchführungsverantwortung.(vgl. Bonkowski 1997)
5.2 Aufbau des Fragebogen
Den einzelnen Fragen sind mögliche Antworten zugeordnet, die angekreuzt werden konnten. Zwei Fragen sind offene Fragen.
Gefragt wurde am Anfang des Bogens nach der Art der Institution. Darauf
folgten Fragen zur Art der Wunddokumentation und der Dokumentationshäufigkeit.
Im weiteren Verlauf wurden Fragen zum Grund der Wunddokumentation in der
betreffenden Institution und zum Aufbau des verwendeten Dokumentationsbogens
gestellt. Zum Schluß interessierte mich dann noch der Nutzen der
Wunddokumentation für den Patienten gemäß der Erfahrung
der Befragten sowie generell deren persönliche Meinung zum Thema "Wunddokumentation".
5.3 Durchführung der Befragung
Der Zeitraum der Befragung erstreckte sich über 1½ Wochen. Die Ergebnisse sind, bedingt durch den Umfang der Aktion, nicht repräsentativ.
Die Fragebögen wurden teils versendet, teils persönlich ausgeteilt. Den verschickten Fragebögen wurden Rückumschläge beigelegt.
Auf eine Genehmigung der Befragung in den jeweiligen Institutionen habe
ich verzichtet, einerseits in Anbetracht des Termindruckes der Arbeit,
andererseits wurden fast ausschließlich Pflegedienstleitungen und
Chefärzte bzw. selbständige Ärzte befragt.
5.4 Die Ergebnisse
Insgesamt wurden 24 Institutionen befragt. (= 100%) Diese gliederten sich in 15 befragte Pflegeinstitutionen und 9 befragte Ärzte.
Ausgefüllt zurück erhalten habe ich insgesamt 18 Fragebögen. Das entspricht einer Rücklaufquote von 75%.
Von den befragten Pflegeinstitutionen antworteten 12 (= 80%); aus dem Ärztlichen Bereich antworteten 6 Befragte (= 67%).
Der genaue Wortlaut der zehn bzw. sechs Fragen kann in den im Anhang
beigefügten Fragebögen nachgelesen werden.
Die einzelnen Fragen
1. In welchem Bereich sind sie tätig.
Die erste Frage in beiden Fragebögen dient der Zuordnung zu den
Gruppen Ambulant / Stationär. Gedacht war sie als Zusatzinformation,
um einen etwaigen Zusammenhang zwischen einzelnen Antworten und der Gruppenzugehörigkeit
zu sehen. Diesen Aspekt werde ich bei den einzelnen Antworten ggf. berücksichtigen.
2. Wird eine Wunddokumentation benutzt und wenn ja, in welcher Form.
Tabelle 1
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-Fotografisch |
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Die Frage diente dazu, herauszufinden, ob überhaupt eine Wunddokumentation benutzt wird. Außerdem interessierte mich, in welcher Form sie durchgeführt wird; die Literatur empfiehlt einen separaten Bogen.
15 von 18 Befragten (=83 %) benutzen eine Wunddokumentation. Der Prozentrang
in den einzelnen Gruppen "Pflege" und "Ärzte" beträgt ebenfalls
83%. Das verdeutlicht, daß das Thema bei weitaus den meisten im Gesundheitswesen
Tätigen einen relativ hohen Stellenwert hat. Allerdings wird ein separater
Dokumentationsbogen nur von zwei befragten Institutionen (=20%) eingesetzt.
3. Warum wird eine Wunddokumentation benutzt.
Originalantworten:
Pflege: "Einschätzung der Wunde in ihrem Verlauf"
"für den Patienten"
"Begründung der stationären Therapie (Fehlbelegung)"
"Absicherung des Pflegepersonals"
"Information der Kollegen"
"Förderung des Heilungsprozeß"
"einheitliches Arbeiten"
"juristische Absicherung"
"bessere Beurteilung der Wunden (insbes. durch Aushilfen)"
"Verlaufsdarstellung"
"Dokumentation d. therapeut. Erfolges von Pflege"
"Ziel der Behandlungspflege"
"erfüllen der Kassenverträge"
"Vorschrift vom MDK"
Ärzte: "Dokumentationspflicht"
"Standard der ärztl. Behandlung in der Chirurgie"
"Verlaufskontrolle"
"Therapieoptimierung"
Gegenstand dieser Frage war es, die unterschiedlichen Gründe bzw.
Meinungen für das Dokumentieren von Wunden zu sammeln. Das Ergebnis
entspricht weitgehend den Vorstellungen der einschlägigen Literatur.
Insgesamt | Pflege | Ärzte | |
Wunddokumentation
wird geführt |
15 | 10 | 5 |
Ulcus cruris | 12 | 7 | 5 |
Dekubitus | 12 | 9 | 3 |
Gangrän | 11 | 6 | 5 |
Sekundär heilende/
Infiz. Wunden |
11 | 6 | 5 |
Sonstige Chronische
Wunden |
10 | 6 | 4 |
Sonstiges:
|
|
Hier wollte ich wissen, ob nur bestimmte einzelne Wundarten dokumentiert
werden oder generell alle Wundarten.
Das Ergebnis zeigt positiv, daß die Dokumentation sich nicht
nur auf einzelne Wunden beschränkt. Vielmehr wird fast das gesamte
Spektrum vorhandener Wunden dokumentiert.
5. Welchen Nutzen hat der Erfahrung der Befragten
nach eine Wunddokumentation.
Tabelle 4
Insgesamt | Pflege | Ärzte | |
Verbesserte Therapie | 12 | 8 | 4 |
Koordinierteres
Vorgehen |
15 | 11 | 4 |
Schnellere Heilung | 5 | 5 | 0 |
Verbesserte Compliance | 8 | 7 | 1 |
Qualitätssicherung | 3 | 0 | 3 |
Rechtliche Absicherung | 4 | 0 | 4 |
Kostensenkung | 0 | 0 | 0 |
Sonstiges |
|
|
Diese Frage dient dazu meine eingangs aufgestellte Hypothese zu unterstützen.
Die Ergebnisse jedoch sind wider Erwarten anders ausgefallen. Hieraus wird
ersichtlich, daß bei den Befragten insgesamt die Therapieoptimierung
der Hauptnutzen einer Wunddokumentation ist. Nur bei der Gruppe der Ärzte
hat die rechtliche Absicherung einen gleich hohen Rang. Aber keiner hat
die rechtl. Absicherung als Hauptgrund genannt.
6. Wie beurteilen die Befragten persönlich das Thema Wunddokumentation.
Originalantworten:
Pflege: "wichtig"
"Basisarbeit"
"zwingend erforderlich"
"sehr wichtig"
"wichtig, ist aber den Pflegekräften nicht bewußt"
"noch viel Arbeit nötig"
"allgemein gut"
"besser durch einheitliche Systeme"
"kurze + knappe Dokumentation"
"erst jetzt, beim ausfüllen...,habe ich festgestellt,...wie wichtig
es[Wunddokumentation]eigentlich ist."
"für alle ein nachvollziehbarer Wundheilungsverlauf"
Ärzte: "Sinn für koordinierteres Vorgehen"
"prinzipiell notwendig und selbstverständlich, Art und Weise
muß jedoch angemessen sein d.h. nicht zu großer
organisatorischer/schriftlicher Aufwand."
"ist erforderlich"
"notwendig, aber kein zu großer Aufwand"
"Standard der chirurgischen Behandlung"
Mit dieser Frage habe ich mir zusätzliche Informationen zum Sinn
und Zweck der Wunddokumentation erhofft. Die Antworten sind teilweise sehr
allgemein und ohne Aussagekraft. Insgesamt halten es die meisten für
wichtig eine Wunddokumentation zu führen.
Die folgenden Fragen befinden sich ausschließlich auf dem Fragebogen
der an die Pflegeinstitutionen ausgegeben wurde; dort liegt ja der Schwerpunkt
der Umfrage.
Pflege | |
Ein- bis zweiwöchentl. | 2 |
Mehrmals pro Woche | 1 |
Täglich | 5 |
Sonstiges |
|
Tabelle 6
Die Antworten auf diese Frage nach der Dokumentationshäufigkeit
sollen indirekt den Stellenwert der Wunddokumentation in der betreffenden
Pflegeeinrichtung aufzeigen.
Fünf von zehn Befragten führen die Dokumentation täglich
durch. Somit sehen mindestens 50% der Institutionen die Wunddokumentation
als sehr wichtig an.
8. Ist der Wunddokumentationsbogen selbstentwickelt oder vorgefertigt von der Industrie oder Handel ?
Pflege | |
Wundlokalisation | 8 |
Wundgröße | 8 |
Schweregrad | 8 |
Infektionszeichen | 7 |
Wundmorphologie | 7 |
Therapie | 8 |
Sonstiges: |
|
Die in der Frage aufgeführten sechs Parameter entsprechen dem in
der Literatur beschriebenen Mindeststandard der Wunddokumentation. Sie
sind ebenfalls in den vorgefertigten Bögen enthalten.
Kombiniert mit der vorhergehenden Frage soll herausgefunden werden,
welche Parameter dokumentiert werden.
Bei denjenigen Institutionen, die einen selbstentwickelten Bogen benutzen,
werden diese "Mindestparameter" ebenfalls dokumentiert.
Teil C Zusammenfassung
6. Abschlußbetrachtung
Nachdem die Literatur und die Fragebögen ausgewertet wurden, kommt man zu folgendem Ergebnis.
Die Literatur beschreibt die Wunddokumentation als unverzichtbares Element der Pflegedokumentation zur Verbesserung der Therapie chronischer Wunden und zur Absicherung gegenüber Schadenersatzansprüchen. Die Umfrage zeigt, daß dieses in der Praxis genauso gesehen wird.
Entgegen meiner Ausgangshypothese dient die Wunddokumentation jedoch in erster Linie der Therapieoptimierung. Zusätzlich erfüllt sie auch die Vorgaben zur rechtlichen Absicherung und Qualitätssicherung.
Wie aus Tabelle 4 ersichtlich ist, beurteilt die Gruppe der Ärzte die rechtliche Absicherung ebenso wichtig wie die Punkte verbesserte Therapie und koordinierteres Vorgehen. Die Gruppe der Pflegeinstitutionen beurteilt die beiden letztgenannten Punkte ebenfalls als die wichtigsten, die rechtliche Absicherung scheint in der Pflege jedoch kein Thema zu sein. Tabelle 6 zeigt, daß 50% der Befragten die Wunde täglich dokumentieren. Dies ist ein Beweis dafür, daß den Befragten die Wichtigkeit der Wunddokumentation sehr bewußt ist. Die in der Literatur geforderten sechs Mindestparameter der Wunddokumentation werden ausnahmslos auch in der Praxis dokumentiert.
Eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis besteht in der Dokumentationsform und –art. Einen separaten Dokumentationsbogen, wie in der Literatur empfohlen, benutzen von fünfzehn Befragten nur zwei Pflegeinstitutionen. Auch wird bis auf eine Ausnahme, die auch fotografisch dokumentiert, nur die schriftliche Dokumentationsform benutzt. "Moderne" Formen wie z.B. Foliendokumentation, Auslitern der Wunde oder Sondieren werden scheinbar überhaupt nicht angewandt.
Hier ist noch ein Nachholbedarf seitens der Einrichtungen zu erkennen.
Andererseits wäre es interessant, mittels einer neuen Untersuchung
zu diesem Thema, herauszufinden, warum in der Praxis die "modernen" Dokumentationsformen
so wenig beachtet werden. Liegen die Gründe dafür in der geringen
Bekanntheit der Methoden, oder liegen andere Gründe vor, die eine
Ablehnung rechtfertigen.
Literaturverzeichnis
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(36), S.69-73.
BIENSTEIN, Christel; [u.a.] (Hrsg.); (1997) : Dekubitus : Herausforderung für
Pflegende. Thieme Verlag, Stuttgart. S. 250.
BONKOWSKI, TH.; Bachmaier, M.; (1997) : "Wunddokumentation – ein Risiko-
faktor für die Pflege?" In: Die Schwester / Der Pfleger
(36) Nr. 6/97, S.452-456.
BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT U. SOZIALORDNUNG
(BMA) (Hrsg.); 1998 :Übersicht über das Sozialrecht.
Bonn; S.198-200.
DEUTSCHLE, G. [u.a.]; (1996) : "Chronische Wunden: Qualitätssicherung durch
standardisierte Wunddokumentation." In: HARTMANN WundForum Nr. 2/96,
S.4-7.
ELLERMANN, Kerstin; (1998) : "Wundversorgung in der Pflege 10.Teil"
In: Heilberufe (50) Heft 4, S.52-53.
GALOW, B.; (1997) : "Die Pflegedokumentation – eine sinnvolle Pflicht."
In: Pflegen Ambulant (8) Nr.5/97, S.12-16.
GLÖGGLER, A.; (1998) : "Kostenvergleich – Konventionelle Wundversorgung
versus Moderne Wundversorgung." In: Krankenpflege Journal
(36), S.276-278.
KLIE, TH.; Stascheit, U. ;(Hrsg.); (1998) : Gesetze für Pflegeberufe. Nomos
Verlags-Ges., Baden-Baden; S.435-496, S.517-570.
KÖDER, A.; (1997) : "Qualität im Gesundheitswesen – Mode oder mehr?"
In: HARTMANN WundForum Nr. 4/97, S.4-5.
LANG, F.; (1997) : "Wunddokumentation: das `Auslitern` einer Wunde zur Größen-
und Volumenbestimmung." In: HARTMANN WundForum Nr. 4/97,
S.28-30.
LEITLINIE DEKUBITUS; (1998); hrsg.: Initiative Chronische Wunden; Köln;
S.46; S.60-63.
PSCHYREMBEL Klinisches Wörterbuch, 256. Auflage; (1990); de Gruyter Verlag,
Berlin.
SCHÄFFLER, Arne; [u.a.] (Hrsg.); (1997) : Pflege heute : Lehrbuch und Atlas für
Pflegeberufe. G. Fischer Verlag, Ulm). S.31.
TROMBETTA, J.; Bäuerle, J.; (1997) : "Dekubitus – praktikabel und
wirtschaftlich dokumentiert durch Fotos und Folien." In: Krankenpflege Journal
(35), S.298-301.
WASSEL, P.; Gerngross, H.; (1998) : Moderne Wundbehandlung. Springer Verlag,
Berlin S.29-32.
X1; (1998) : "Mit vereinten Kräften: Die Wundheilung erfordert gemeinschaftliches
Handeln." In: Krankenpflege Journal (36), S.74-76.
X2; (1998) : "Chronische Probleme mit Chronischen Wunden."
In: Krankenpflege Journal (36), S.326-327.
X1 und X2 : Autoren unbekannt.
ANHANG
GLOSSAR
Pflegedokumentation - "Niederschrift aller Stufen des Pflegeprozesses" (PSCHYREMBEL)
- "ist die Aufzeichnung aller für die Pflege wichtigen
Informationen in
einem standardisierten System.
Die Pflegedokumentation gehört zu jedem Schritt des Pflegeprozesses
und ist
gesetzlich vorgeschrieben."
(PFLEGEN AMBULANT 5/97)
Qualität
- "Qualität ist die Gesamtheit der Merkmale, die ein Produkt
oder eine Dienstleistung
zur Erfüllung vorgegebener Forderungen geeignet macht." (DGQ
1974)
- " alle geplanten und systematischen Tätigkeiten,
die notwendig sind, um ein
angemessenes Vertrauen zu schaffen, daß ein Produkt oder eine
Dienstleistung die gegebenen Qualitätsforderungen erfüllen wird."
(DIN ISO 9000)
1. Zu welchem Bereich zählt Ihre Institution?
O ambulante Pflege
O stationäre Pflege / Krankenhaus
O Langzeitpflege
/ Altenpflegeheim
O nein
O separater Wunddokumentationsbogen
O nur schriftlich
O nur fotografisch
O beides kombiniert
O auch eine sog. "Foliendokumentation"
O sonstiges: _____________________
_____________________________________________________
_____________________________________________________
_____________________________________________________
O selbstentwickelt
O vorgefertigt (Handel
/ Industrie)
O Wundlokalisation
O Wundgröße
O Schweregrad der Wunde
O Infektionszeichen
O Wundmorphologie (Beläge / Granulationsgewebe / Epithelisierung /etc.)
O Therapie
O sonstiges:___________________________________________________
O Dekubitus
O Diabetisches Gangrän / Ulcus
O sekundär heilende / infizierte OP-Wunden
O Mal perforans
O sonstige chronische Wunden
O sonstiges:__________________________________________________
O schnellere Heilung
O koordinierteres Vorgehen
O zufriedenerer Patient / verbesserte Compliance
O rechtliche Absicherung
O Qualitätssicherung
O Kostensenkung
O keinen Nutzen
O sonstiges:__________________________________________________
_____________________________________________________
_____________________________________________________
O nicht so gut / eher störend
O weiß nicht
so recht
Ärzte
1. In welchem Bereich sind Sie tätig?
O Ambulanz
O niedergelassene
Praxis
O ja, integriert in den "Verlaufsbericht"/ "Karteitext" / "Anamnesebogen"
O ja, separater Wunddokumentationsbogen:
O nur schriftlich
O nur fotografisch
O beides kombiniert
O sogen."Foliendokumentation"
O ja, sonstiges:________________________________________________________
___________________________________________________________
___________________________________________________________
O Dekubitus
O Diabetisches Gangrän / Ulcus
O infiz. OP-Wunden / sekundär heilende Wunden
O chronische Wunden
O sonstige Wunden: ________________________________________________
O koordinierteres Vorgehen
O schnellere Heilung
O erhöhte Compliance
O rechtliche Absicherung (z.b. vor Schadenersatzforderungen, etc.)
O Kostensenkung
O Qualitätssicherung
O sonstiges:_______________________________________________
O keinen Nutzen, weil : O Kostensteigerung
O erhöhter Zeit / Arbeitsaufwand
O sonstiges:__________________
_____________________________________________________
_____________________________________________________
_____________________________________________________
Gemäß der genehmigten Prüfungsordnung vom 15.1.97 in der Fassung vom 29.4.98 des Fachbereichs Pflege & Gesundheit an der Fachhochschule Fulda versichere ich, daß ich die vorliegende Hausarbeit zur Diplom – Vorprüfung selbständig verfaßt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form
noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen.
Fulda, den ______________________________________
Florian Wilken
ENDE
Kontakt: florian.wilken@pg.fh-fulda.de