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Rezension - Deutschunterricht zwischen Beharrung und Veränderung

Deutschunterricht zwischen Beharrung und Veränderung

Weißensee-Verlag  
1999
ISBN: 3-934479-03-0
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Im April 1920 veröffentlichte das preußische Kultusministerium einen Erlass zur "Schülerselbstverwaltung an höheren Schulen". Er scheiterte am Einfluss der wilhelminisch geprägten Studienräte und der konservativen Elternschaft, die dem neuen Staat und seiner Verfassung mehrheitlich reserviert bis ablehnend gegenüber standen. Bis es dazu kam, dass für Jugendliche Begriffe wie Selbstbestimmung und Eigenverantwortung selbstverständlich waren und die Bekanntmachungen der Schülermitverwaltungen (SMV) an den Schwarzen Brettern der Oberschulen zum Schulalltag gehörten, mussten noch einige Jahrzehnte vergehen. Wolfgang F.W. Schmitz, Germanist und Studienrat für Deutsch und Englisch, zeichnet in seiner Dissertation das facettenreiche Bild des Deutschunterrichts und seiner Rahmenbedingungen zwischen 1918 und 1933 anhand von sechs ausgewählten Berliner Gymnasien. Gewissenhaft geht der Autor dem Vorurteil nach, in den Deutschaufsätzen der Weimarer Republik sei ein "postmonarchisch-pränationalsozialistisches Traditionsmuster" zu erkennen, wobei er die schwierigen Bedingungen der Schulreformer aufzeigt, unter denen sie progressive Ansätze zu verwirklichen suchten. So vielgestaltig Theoriedebatten und Diskussionsansätze der Pädagogen waren, so variantenreich waren auch die Schularten, unter denen Eltern und Schülern in der uneindeutigen Epoche zwischen Kaiserreich und Drittem Reich die Qual der Schulwahl hatten. Schulaufsätze sind Spiegel der jeweiligen Gesellschaft. Im reichen Quellenmaterial von insgesant 3000 sowohl literarischer als auch nicht-literarischer Themen der Oberstufe finden sich sowohl suggestiv-politische ("Wodurch ist Preußen zur Großmacht geworden?", "Kann Deutschland ohne Kolonien bestehen?") als auch Themen zum modernen Alltag ("Die Presse, eine Weltmacht", "Künstlerische Reklame", "Gedanken über das Warenhaus"). Die Bandbreite der literarischen Themen ("Warum liebe ich Storms Novellen?", "Sprache und Rhythmik in Klopstocks Lyrik", "Jason, eine Charkakteristik nach Grillparzers Tragödie" etc.) bezeugt die vorrangige Aufgabe des Faches Deutsch - der Vermittlung von Literatur, und dies im breiten Spektrum von der Antike an bis zum 19. Jahrhundert, wobei man auf die Werke des Mittelalters besonderen Wert legte. Literaturkenntnise von einem Umfang, der heute von Oberschülern nicht mehr erwartet werden kann, allenfalls von sehr fleißigen Literaturstudenten! Kann sich eine traditionelle Obrigkeitsschule wilhelminischer Prägung innerhalb von 15 Jahren in eine Schuler der Demokratie wandeln? Nein. Die Traditionen des Kaiserreiches wurden jedoch - nach den Ergebnissen des Autors - nicht ungebrochen weitergeführt, wenn auch "dezidiert prorepublikanische Themen ... die Ausnahme" blieben. Alles in allem ein wesentlicher Forschungsbeitrag zum Verständnis des Schulwesens in der Weimarer Republik und mit Sicherheit mehr als eine "Pilotstudie ohne Anspruch auf Repräsentativität". Autorin Dr. Daniela Ziegler


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